Medienmitteilung zum Ende der Vernehmlassung der Kulturbotschaft 2025─2028

Klimawandel, Corona, Krieg in Europa – Kultur kann diese Ereignisse nicht ungeschehen machen. Sie gibt uns aber Orientierung in schwierigen Zeiten und inspiriert uns zu kreativen Lösungen im Umgang mit neuen Herausforderungen. Kulturerbe, lebendige Traditionen, Gegenwartskunst oder schöpferische Ideen, die in die Zukunft weisen: All das widerspiegelt die gelebte kulturelle Vielfalt in der Schweiz.

Kulturelle Anlässe und Kulturstätten sind Begegnungsorte. Kultur ist wichtig für den Austausch innerhalb des Landes und den Zusammenhalt, dabei kann sie durchaus gehalt- und sinnvolle Debatten auslösen. Ihre Ausstrahlung kennt keine Landesgrenzen, weshalb Kultur zweifelsohne ein gewichtiges Aushängeschild der Schweiz ist. Gleichzeitig generiert der Kultursektor Wertschöpfung in anderen Bereichen und schafft direkt und vor allem auch indirekt viele Arbeitsplätze. Eine aktuelle Studie der WHO belegt zudem: Kunst und kulturelle Aktivitäten üben einen wesentlichen positiven Einfluss auf die geistige und körperliche Gesundheit aus, der präventiv gegen die Folgekosten physischer wie psychischer Krankheiten wirkt.[1]  Auch vor diesem Hintergrund ist es unabdingbar, gerade jetzt die Kultur und damit uns alle vorausschauend zu stärken.

Suisseculture begrüsst die identifizierten Handlungsfelder der Kulturbotschaft 20252028 und die entsprechenden Ziele. Mit den aktuellen Herausforderungen kommen immense Aufgaben auf den Kulturbetrieb zu, die gezielte, das bisherige Budget weit übersteigende Investitionen nötig machen. Kultur kostet Geld. Die Schweiz kann sich Kultur leisten. Diese Tatsache sollte sich auch im Budget zur Kulturbotschaft manifestieren!
 

Wie in jedem anderen Berufsfeld müssen auch in der Kultur als Arbeitswelt Bedingungen herrschen, die es professionellen Kulturschaffenden erlauben, existenzsichernd ihren Beruf auszuüben. Dazu gehören eine angemessene Entlöhnung und genügende soziale Absicherung. Den atypischen Erwerbsformen von Kulturschaffenden muss in Zukunft Rechnung getragen werden. Weitere zentrale Themen sind die Chancengleichheit sowie die Vereinbarkeit von Kulturschaffen und Familie. Suisseculture begrüsst, dass im Rahmen der Aktualisierung des Kulturförderungssystems der gesamte künstlerische Arbeitsprozess von der Recherche bis zur Diffusion gefördert werden soll. Zusätzlich ist zu beachten, dass auch alle Altersstufen einer künstlerischen Karriere gefördert werden müssen. Die Kulturförderung der Schweiz ist in den meisten Fällen nicht kompatibel mit den EU-Programmen Creative Europe, Erasmus+ und Horizon. Die Teilnahme ist zwar für Schweizer Kulturschaffende nicht vollkommen ausgeschlossen, in den meisten Fällen jedoch nur durch Eigenfinanzierung möglich. Es müssen deshalb auf Bundesebene die Voraussetzungen geschaffen werden, dass auch Schweizer Kulturschaffende teilnehmen können.

Es ist wichtig, dass die Auswirkungen der Digitalisierung im Kultursektor thematisiert und adressiert werden. Qualitativ hochstehende digitale Angebote sind meistens Ergänzungen zu anderen (analogen) Kulturangeboten und in Konzipierung, Umsetzung und Aufrechterhaltung teuer. Im Bereich der Streamingplattformen besteht explizit Handlungsbedarf und eine Kulturbotschaft 2025–2028 kommt nicht umhin, sich zum Thema «Künstliche Intelligenz» zumindest orientierend zu äussern.

Mit gutem Grund soll der Nachhaltigkeit in all ihren Dimensionen auch im Kulturschaffen bedeutend mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Frage der Nachhaltigkeit ist umfassend und komplex. Grundsätzlich sind in die Diskussion zur Nachhaltigkeit alle 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO mit einzubeziehen. Nachhaltigkeit in der Kultur darf nicht nur als Einschränkung kultureller oder künstlerischer Aktivitäten verstanden werden. Sie muss in einem grösseren Zusammenhang betrachtet werden, durchaus unter Berücksichtigung ethischer Grundsätze, aber vor allem auch der Kunstfreiheit.

Sehr zu begrüssen ist, dass im Bereich Gouvernanz die statistische Datenlage in Bezug auf den Kultursektor verbessert werden soll.

Aus all den oben genannten Gründen ist es notwendig, dass der Kultur in den nächsten Jahren mehr als die in der Botschaft vorgesehenen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Neben einem Ausgleich der effektiven Teuerung und einer Abfederung der für 2024 vorgesehenen globalen Budgetkürzungen ist es schlicht nicht realistisch, die zahlreichen zusätzlichen Aufgaben ohne entsprechende Mehrmittel bewältigen zu können. Allein angesichts der Tatsache, dass die Schweizerische Nationalbank für 2025 von einer Teuerung von 2.1%[2] ausgeht, ist eine Erhöhung des Kulturbudgets um mindestens 2.5% (anstelle des vorgesehenen nominalen Wachstums von 1.2%) unabdingbar. Grundsätzlich vertritt Suisseculture die Position, dass neue Förderbereiche in der Kulturbotschaft bedingen, zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen. Es sind zahlreiche Neuerungen vorgeschlagen und diese Kulturbotschaft macht wertvolle Schritte in die richtige Richtung, die wegweisend für die Zukunft der Schweizer Kultur sein können. Wenn sie ausreichend finanziert werden!

Zur Suisseculture Stellungnahme 2023

 

[1] WHO (2019). Political Symposium on the Arts and Health in the Nordic Region: State of the Evidence vom 22. März 2019, apps.who.int/iris/handle/10665/346086. Näheres dazu: The CultureforHealth Report, abrufbar unter cultureforhealth.eu.

[2] Vgl. Medienmitteilung der Schweizerischen Nationalbank zur geldpolitischen Lagebeurteilung vom 22. Juni 2023, verfügbar unter https://www.snb.ch/de/ifor/media.

 

 

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